Schauplätze

Montag, 2. Dezember 2002

Testbericht Sony MZ-N1

Um den Belästigungen von Mitreisenden entgehen und gegebenenfalls meine mitunter sehr wortreichen, geistigen Ergüsse dauerhaft festhalten zu können, habe ich mir einen Sony MZ-N1-Minidisc-Walkman nebst Mikrofon zugelegt, sozusagen als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk von mir für mich.

Harte Ware

Rein äußerlich ist das Gerät über jeden Zweifel erhaben. Nichts klappert, rasselt, klimpert oder scheppert. Die Scharniere, Haken und Ösen sind wie das gesamte Gehäuse aus Metall. Alles wirkt sehr solide verarbeitet. Lediglich der Fernbedienung am Kabel hätten die Leute von Sony etwas stabileres und wertigeres als ein Plastikgehäuse gönnen können. Sogar die Kabel hinterlassen einen vertrauenswürdigen Eindruck. Die Steckkontakte sind vergoldet. Es ist erstaunlich, wie robust, kompakt und leicht so ein Recorder sein kann.

Die Dockingstation ist dennoch das heimliche Sahnestück im Lieferumfang. Man stellt sie in PC-Nähe auf seinen Schreibtisch, steckt den Trafo in die Steckdose und verbindet sie über das beiliegende USB-Kabel mit dem PC. Klemmt man den Walkman in die Dockingstation, wird der NiMH-Akku automatisch aufgeladen und die Datenübertragung oder Steuerung vom PC aus kann beginnen.

So kommt die Musik auf die MD…

Da der Walkman über einen digitalen (optischen) Eingang verfügt, steht der hochwertigen Aufnahme von CDs grundsätzlich nichts im Wege. Darüber hinaus erlaubt die mitgelieferte Software das Hochladen digitalisierter Musikstücke. Ob dabei von einer CD importiert oder aus MP3- oder WMA-Dateien gelesen wird, ist egal. Die Software wandelt diese Formate en passant in ein eigenes Format um, das dann über die USB-Schnittstelle und die mitgelieferte Dockingstation in bis zu 32facher Geschwindigkeit an den Walkman übertragen wird. Im Walkman findet die MD-typische ATRAC-Kodierung statt. 32fache Übertragungsgeschwindigkeit heißt, dass die Daten 32 mal schneller übertragen werden als es dauert, einen Titel anzuhören. Diese Geschwindigkeit wird aber nur dann erreicht, wenn man sich für LP4 als Kompressionsverfahren entscheidet. Das geht mit Qualitätseinbußen einher. Dafür passen aber 320 Minuten auf die 80-Minuten-MD. Etwas langsamer gehts mit dem LP2-Verfahren, mit dem 160 Minuten auf die MD passen. Wer ganz viel Zeit hat, der nimmt im bewährter Manier über den digitalen Eingang auf. Dann dauert die Aufnahme einer 60-Minuten-CD eben 60 Minuten, unabhängig von der Kompressionsstufe.

Im LP4-Verfahren habe ich noch keine Musik gespeichert. Ich gehe aber davon aus, dass Musik, die so komprimiert wurde, für die mit einem Walkman und den mitgelieferten Ohrhörern mögliche Qualität, durchaus akzeptabel klingt. Das LP2-Verfahren liefert für meine (doch eher verwöhnten) Ohren eine sehr gute Qualität. Ein Unterschied zum Standard-Stereo-Verfahren — auf der MD ist dann Platz für 80 Minuten — ist nicht zu hören. Mag sein, dass sich diese Einschätzung relativiert, wenn so befüllte Minidiscs an einer ordentlichen HiFi-Anlage abgespielt werden.

Die Aufnahme über Mikrofon oder über die analoge Eingangsbuchse funktioniert wie bei jedem Cassettendeck. Einstöpseln, Aufnahme starten, abspielen, fertig. Bequemer gehts mit der Synchro-Funktion, die die Aufnahme exakt dann anstößt, wenn ein Signal am Eingang anliegt (gilt natürlich auch für die optischen Digitaleingang). Die Empfindlichkeit des Mikrofoneingangs lässt sich in zwei Stufen regulieren.

…und so wieder runter

Der Walkman hat zwei Ausgänge, einen analogen (Line out) Ausgang und einen, an dem die Ohrhörer und die Fernbedienung angeschlossen werden. Leider fehlt ein digitaler Ausgang. Und über die USB-Schnittstelle an der Dockingstation ist es nicht möglich, digital oder per Mikrofon eingespielte Aufnahme herunterzuladen und am heimischen Rechner weiterzuverwerten. Trotz zahlreicher Bitten der Käufer sieht Sony leider keinen Anlass, etwas daran zu ändern.

Als Diktiergerät ist das Gerät also durchaus zu verwenden, aber nicht um damit beispielsweise Geräusche oder Klänge zu digitalisieren, es sei denn, man ist gewillt, den (verlustreichen) Umweg über den analogen Ausgang zu gehen. Wer das vorhat, der wähle am besten einen DAT-Recorder. Nur leider sind die portablen erheblich teurer als ein MD-Walkman. Grmpf!

Betriebsdauer

Sony gibt ein Abspieldauer von 110 Stunden an. Aufnahmen im LP4-Modus sollen über 50 Stunden gehen können. Das habe ich aber beides noch nicht ausprobiert.

Fazit

Wer mit den Einschränkungen hinsichtlich des Herunterladens von Stücken auf den PC leben kann — und wer den Walkman nicht am Mac sondern am PC anstöpseln will —, der bekommt einen robusten, schicken, leistungsstarken portablen MD-Recorder mit Spitzenklang.


 
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Resident of Antville  seit 8170 Tagen
zuletzt aktualisiert:
22. Juni 2003, 17:43

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