Schauplätze

Dienstag, 26. November 2002

Think pink

Heute habe ich mich nach langer Zeit als Kunde der Bahn kurzfristig wohl gefühlt, trotzdem der Zug mal wieder verspätet abgefahren ist, was ja eigentlich kaum der Würde eines treuen Park'n'Ride-Pendlers angemessen ist. Da sagt doch der Zugchef bei der Einfahrt in den Frankfurter Hauptbahnhof während seiner Abschlussrede, die die Passagiere unter anderem über die wichtigsten Anschlussmöglichkeiten informiert: »Vielen Dank, dass sie sich heute für uns als ihr Verkehrsmittel entschieden haben.«

Warum kann nicht jede Durchsage so freundlich sein? Schließlich hört man Sätze wie »Vielen Dank für ihren Einkauf« heutzutage immer häufiger sogar von Kassierer[inne]n in Supermärkten. Solcherlei Wertschätzung stimmt mich heiter und macht mich den ein oder anderen Ärger mit den jeweiligen Dienstleistern vergessen.

Die mittlerweile abgedroschene, wenn auch immer noch gültige Phrase, dass der Kunde König sei, fällt mir hierzu wieder ein. Ja, der Kunde ist König, er hat Wünsche, die zu erfüllen sind, sofern diese im Rahmen des Möglichen liegen. Wundervoll in diesem Zusammenhang ist der starke Auftritt von Michael Douglas in dem Streifen »Falling Down« in einem Fast-Food-Restaurant, an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnern kann, bei dem er sinngemäß zu der völlig überforderten Bedienung am Tresen sagt, und zwar nachdem er vergeblich versucht hat, um kurz nach zwölf das Frühstücksmenü zu bestellen: »Der Kunde ist doch König, oder? … Hier bin ich, König Kunde.« Die Schärfe, mit der er diesen Satz vorgetragen hat, vermag ich hier leider nicht wiederzugeben. Der Wunsch um kurz nach zwölf noch zu frühstücken, wurde jedenfalls erst nach Androhung von Waffengewalt erfüllt.

Ich habe keine Schusswaffen, und ich würde sie auch nicht einsetzen, um ein derart triviales Anliegen durchzusetzen. Sicher, die Szene ist aus dramaturgischen Gründen stark überzeichnet. Aber ist es wirklich so unwahrscheinlich, dass irgendwann irgendjemand mal Amok läuft, weil er es leid ist, das x-te Mal vertröstet worden zu sein und das tausendste Mal zu hören, dass man ihn um Verzeihung oder Verständnis bittet für Fehlleistungen, die sich nicht mit einer über viele Jahre herangereiften Erwartungshaltung in Einklang bringen lassen? Wer gibt eigentlich vor, was gewünscht werden darf, der Kunde oder der Dienstleister?

Oje, da habe ich diesen Beitrag so positiv begonnen und lasse ihn so negativ enden? Nein. Think pink! Alles weitere dann hier: www.witz.de


 
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Resident of Antville  seit 7993 Tagen
zuletzt aktualisiert:
22. Juni 2003, 17:43

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