Schauplätze

Freitag, 15. November 2002

Zwei Türme fallen und mit ihnen das Vermögen kritisch zu hinterfragen

Kürzlich habe ich die Meinung vertreten, dass der 11. September 2001 die Welt nicht verändert habe. Nach wiederholtem Studium zahlreicher Artikel im Spiegel und in anderen Magazinen erlaube ich mir kundzutun, dass ich meine Meinung darüber gefestigt habe.

Die Anschläge haben zwar viele erschütternde Einzelschicksale besiegelt, möglicherweise haben sie auch zu massiven Umbrüchen in den Geheimdiensten geführt, unüberschaubar haben sie die Sensibilität für konkrete Gefahren aus den Reihen religiöser Fanatiker erhöht, und sie haben dazu geführt, dass Möchtegern-Weltbeherrscher (andere Quellen schreiben vom US-Hegemonialstaat, aber jene Formulierung ist mir zu schwach) die Auswirkungen der Katastrophe nutzen, um Kriege gegen missliebige Diktatoren sogenannter »Schurkenstaaten« zu legitimieren. Aber zur Veränderung der gesamten Welt bedarf es einer Veränderung im Denken und Handeln eines jeden zu jeder Zeit. Und das ist wohl kaum gegeben. Aber das Gegenteil hiervon zu behaupten macht den profitablen Sensationsjournalismus aus, weil es so reißerisch klingt und weil es vermag den liberalen Teil der Weltbevölkerung auf (kritiklose) Solidarität einzuschwören. Sowas wird halt gerne gelesen, gesehen und gehört. Nur die Nachhaltigkeit, mit der diese schamlos übertriebene Behauptung einer veränderten Welt wiederholt wird, überrascht mich ein wenig. Aber wie sonst als mit Insistieren und Repetieren sollte sie Bestand haben?

Übrigens, einen eleganten Überblick über andere Ereignisse, die die Welt verändert haben sollen, gibt Wiglaf Droste in der taz.


 
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Resident of Antville  seit 8135 Tagen
zuletzt aktualisiert:
22. Juni 2003, 17:43

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