Schauplätze

Mittwoch, 13. November 2002

Ego

Auf Jobsuche

Wenn's in nächster Zeit hier etwas weniger Alltagsbetrachtungen geben sollte, dann liegt das daran, dass ich auf Jobsuche bin. Mein derzeitiger Vertrag läuft zum Jahresende aus. Dank galoppierender Rezession, viel Gemunkel aber wenig produktivem Getue, Einstellungsstopp vielerorten und Kostendruck fast überall, gestaltet sich das Finden einer passenden Tätigkeit reichlich zäh.

Im übrigen bin ich der Auffassung, dass man sich nicht nach Gutdünken auf jede lukrativ wirkende Stelle bewerben sollte. Am wichtigsten scheint mir, dass man größtes Augenmerk darauf legt, für seinen zukünftigen Arbeitgeber wirksam werden zu können. Mit Wirksamkeit meine ich nicht das vielzitierte zielorientierte Arbeiten, sondern das zielerreichende Arbeiten. Vielleicht achte ich die Lehren Fredmund Maliks ein bisschen zu sehr, aber der ideale Job ist doch der, in dem ich Routinier sein kann — und damit effektiv, das heißt wirksam. Der, der immer nach Neuen strebt, den nichts mehr als immer größere Herausforderungen kitzelt, der wird zwar großes Wissen anhäufen und hin und wieder auch Großartiges leisten, aber die meiste Zeit damit verbringen, wirkungslos zu sein, weil er stets neue Fehler begeht.

Malik denkt da zwar anders, aber ich der Meinung, dass das Begehen von Fehlern nicht grundsätzlich als verachtenswert einzustufen ist. Nur man darf denselben Fehler nicht zweimal machen. Und ebensowenig darf man Fehler machen, an denen andere schon zu knabbern hatten. Denn letztere Fehler zu kennen, bedeutet, eine seiner Tätigkeit angemessene Ausbildung genossen zu haben. Es ist unerheblich, wie einem die Ausbildung zuteil wurde, wohl aber ist es essenziell, das einen die Ausbildung in die Lage versetzt, routiniert (also fehlerfrei) zu handeln.

Natürlich muss man stets an seiner Aus- beziehungsweise Fortbildung arbeiten. Man muss Stärken ausbauen.

Man lernt aus Fehlern, eignet sich neues Wissen und neue Fertigkeiten an. Meines Erachtens sollten diese Tätigkeiten aber eben nicht oder nur sehr eingeschränkt am Arbeitsplatz stattfinden. Sicher, das klassische Learning-by-doing hat seine Existenzberechtigung. Nur darf diese nicht dazu verleiten, seine Effektivität am Arbeitsplatz zugunsten einer mit dem Gehalt beziehungsweise Lohn finanzierten Lerntätigkeit zu verlieren. Für den Fall, dass mir hier jemand widerspricht: Ich bin nicht dagegen, dass die Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern eine adäquate Ausbildung angedeihen lassen. Aber diese findet bitteschön entfernt vom Arbeitsplatz statt, idealerweise daheim.

Ich bin überzeugt, dass Wirksamkeit am Arbeitsplatz in hohem Maße zur Zufriedenheit an demselben beiträgt. Denn nicht das Fischen im Trüben oder das Arbeiten »für die Mülltonne« kann uns befriedigen, wohl aber das Erzielen von Ergebnissen und die Gewissheit Sinnvolles geleistet zu haben.


 
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Resident of Antville  seit 7993 Tagen
zuletzt aktualisiert:
22. Juni 2003, 17:43

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